Warum der Klimawandel plötzlich ein heißes Thema in Managementsystemnormen ist
Zuletzt aktualisiert:
4.12.2025
Die Aufnahme einer Klausel zum Klimawandel in alle Managementsystemnormen wurde am Freitag, dem 23. Februar 2024, endgültig genehmigt und als Amendment 1:2024 veröffentlicht. Die Ergänzung ist somit für alle Managementsystemnormen kostenlos verfügbar. Dabei handelt es sich um Normen Organisationen dabei helfen, ihre Prozesse zu verwalten oder zu optimieren – wir denken dabei an die häufig verwendeten Normen 9001, ISO 14001, ISO/IEC 27001 und ISO 45001.
Das International Accreditation Forum (IAF) hat in einer gemeinsamen Erklärung mit der ISO mitgeteilt, dass die Anpassung als Klarstellung bestehender Anforderungen angesehen wird und dass es keine Übergangsfrist gibt. Organisationen müssen die Anpassung daher bis zum nächsten Audit in ihr Managementsystem integriert haben.
Mit diesem Zusatz ist die Nachhaltigkeit nun ein wesentlicher Bestandteil jeder Managementsystemnorm. Dies veranlasst jede Organisation, einen Moment in den Spiegel zu schauen. Dennoch kann es zu einer Menge Verwirrung führen, denn was genau wird erwartet? Die hinzugefügte Klausel konzentriert sich auf die Auswirkungen des Klimawandels;
Klausel 4.1. Organisationen müssen Stellung dazu beziehen, ob der Klimawandel für sie eine relevante Herausforderung darstellt.
Klausel 4.2. Organisationen müssen anerkennen, dass bestimmte Interessengruppen klimabezogene Anforderungen oder Erwartungen haben können.
Dies ist in erster Linie eine Erinnerung daran, dass der Klimawandel Teil ihres Kontextes ist, ohne dass spezifische Umweltmaßnahmen damit verknüpft werden. Nach der Norm geht es also darum, dass eine Organisation nachweisen muss, dass der Klimawandel bei der Planung des Managementsystems berücksichtigt wurde, wie es in Abschnitt 6 der verschiedenen Normen vorgesehen ist. Auch beim zweiten Zusatz geht es darum, dass der Klimawandel zwar möglicherweise keine Auswirkungen auf den eigenen Kontext der Organisation hat, das Thema aber ein wichtiges Element für Lieferanten, Kunden oder andere Interessengruppen sein kann.
Die Klausel ist ab sofort verfügbar, sodass alle neuen Versionen der MSS (Management Systems Standards) diesen Bereich abdecken. Es liegt nun an den Organisationen, diese effektiv umzusetzen. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um über die Auswirkungen des Klimawandels auf Ihre Organisation nachzudenken – und umgekehrt.
Der Auditor ist verpflichtet zu überprüfen, ob die Organisation die neuen Klauseln 4.1 und 4.2 umgesetzt hat.
Die neuen Anforderungen bedeuten nicht, dass Sie automatisch ein Umwelt- oder Klimamanagementsystem (ISO 14001) einrichten müssen. Es geht darum, dass Sie sich bewusst mit den strategischen Auswirkungen des Klimas auf Ihr Unternehmen und Ihre Fähigkeit, die angestrebten Ergebnisse Ihres Managementsystems zu erreichen, auseinandergesetzt haben.
Um die Anforderungen von Amendment 1:2024 zu erfüllen, müssen Sie in Ihrem Managementsystem Folgendes nachweisen können:
Ausdrückliche Erwähnung in der Kontextanalyse (Klausel 4.1): Sie müssen in Ihrer dokumentierten Kontextanalyse (z. B. in der PESTLE- oder SWOT-Analyse) ausdrücklich nachweisen, dass Sie die Risiken und Chancen des Klimawandels berücksichtigt haben.
Risiken: Denken Sie an die Auswirkungen extremer Wetterbedingungen (auf Infrastruktur, Lieferungen, Gesundheit der Mitarbeiter) oder die Verknappung natürlicher Ressourcen.
Argumentation: Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass der Klimawandel für Ihre spezifische Organisation nicht relevant ist, müssen Sie dies für den Auditor klar und nachvollziehbar dokumentieren. Ein unbegründetes „nicht zutreffend” reicht nicht aus.
Interessengruppen und ihre Anforderungen (Abschnitt 4.2): Der Auditor überprüft, ob Sie die Anforderungen Ihrer relevanten Interessengruppen in Bezug auf das Klima identifiziert haben. Dazu gehören:
Kunden: Verlangen Kunden CO2-neutrale Produkte oder Transparenz hinsichtlich des CO2-Fußabdrucks in der Lieferkette?
Finanzierer: Verbinden Banken oder Investoren Kreditbedingungen mit ESG- oder Klimazielen?
Regulierung: Wie wirkt sich die neue (inter)nationale Klimagesetzgebung auf Ihre Compliance-Verpflichtungen aus?
Der Klimawandel ist nun eine strategische Managementaufgabe innerhalb allerNormen. Es ist Aufgabe der Organisation, festzustellen, zu dokumentieren und nachzuweisen, dass dieses wichtige Thema nicht übersehen wurde.
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